2-01-2023 Neues Jahr – neues Spiel – neues Glück …? Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christkind, sondern es beginnt für den jüngsten Dreijährigen-Jahrgang der Schritt ins Arbeitsleben. Üblicherweise sind es junge Stuten, die wir anreiten, in diesem Jahr aber ist es der 2020 geborene, 178 cm Stockmaß große Rapp-Wallach Scotti von Spökenkieker aus der StPrSt. Liberia von Likoto xx – Rosenkavalier, der seine Jugend nach dem Absetzen auf dem Gestüt Letter Berg in Coesfeld verbracht hat und Mitte November wieder in seine Geburtsstätte zurückgekehrt ist. Durch Bodenarbeit (Führen, Gewöhnen an Putzen, Hufe-auskratzen und Decken-auflegen) vorbereitet beginnen wir mit dem Longieren am Halfter, zunächst noch ohne Sattel oder Longiergurt.
Alsbald wird der Youngster auch mit dem Trensengebiss vertraut gemacht. Ein alter Trick im Winter: vor dem Auftrensen das Mundstück in warmem Wasser so temperieren, dass das junge Pferd nicht mit einem „Eisklumpen“ im Maul erschreckt wird. Die Longe wird auf keinen Fall im Trensenring eingehakt, sondern zuerst am Halfter (über das die Trense ohne Nasenriemen gelegt wird, während das Pferd angebunden ist), dann am Kappzaum. So wird einige Male und nie länger als 15 bis 20 Minuten longiert, ohne Ausbinder oder Dreieckszügel. Die Remonte (junges Pferd am Anfang seiner Ausbildung) lernt so die Kommunikation mit seinem Menschen, idealerweise auch die Longierkommandos Schritt, „Teerabb“ und „Steh!“. Galoppiert wird an der Longe zuerst noch nicht.
Erst wenn das alles vertrauensvoll klappt, kommt der Dreieckszügel als Ausbinder-Ersatz zum Einsatz; nicht um das Pferd aktiv beizuzäumen, sondern um die Kopfhaltung nach oben zu begrenzen und den Weg in die Tiefe (vorwärts-abwärts) zu weisen.
Parallel dazu werden „Aufsitzübungen“ eingeschoben: Gewöhnung an die Aufstiegshilfe, immer wieder das Anheben eines Reiters über den Sattel, bis dann das Bein über den Sattel schwingt und der Remontereiter, der je nach Größe und Statur des Pferdes nicht zu schwer sein darf, vorsichtig in den Sattel gleitet. Unsere Remontereiterin Kathrin – etwas spaßig „Sattelbeschwerer“ genannt – kennt das Geschäft seit Jahren; denn sie weiß genau, dass Pferde einen feinen Seismographen besitzen, um die Körperspräche des Reiters zu verstehen: unregelmäßige Atmung, schnellerer Pulsschlag, erhöhter Muskeltonus, das alles registrieren Pferde ganz genau!
Das erste Aufsitzen ist immer ein spannender Moment: wie reagiert das Pferd auf das Reitergewicht? Gelassen oder ängstlich? Das Pferd lernt durch Wiederholungen: das bedeutet, Auf- und Absitzen wird drei bis fünf Mal wiederholt.
Scotti benahm sich, wie wir es erwartet haben: ganz unbeeindruckt und interessiert, was sich seine Menschen als neues Spiel für ihn ausgedacht haben. So konnten wir bei zweiten Mal schon einen kleinen Ausflug unternehmen, ein paar geführte Schrittrunden auf dem Hof. Es scheint, als wachse hier ein überaus kooperatives Reitpferd heran. Wir werden weiter berichten!